Wiener Naturjuwel: Wie die Stadt die Artenvielfalt rettet!

Redaktion

27. Juli 2025

Der grüne Erfolg Wiens: Eine Stadt im Einklang mit der Natur

Wien, die österreichische Hauptstadt, bekannt für ihre kulturellen Schätze und historischen Gebäude, hat sich in den letzten Jahren auch einen Namen als Vorreiter im Umweltschutz gemacht. Am 27. Juli 2025 verkündete die Stadt stolz die Erfolge der Wiener Wald- und Wiesen-Charta, einem ambitionierten Programm, das seit 2021 läuft. Diese Charta, die auf einem Landtagsbeschluss vom 25. Juni 2020 basiert, hat sich als wegweisend für den Artenschutz und die Renaturierung städtischer Gebiete erwiesen.

Was ist die Wiener Wald- und Wiesen-Charta?

Die Wiener Wald- und Wiesen-Charta (WWWC) ist ein umfassendes Programm, das darauf abzielt, die Grünräume Wiens zu schützen, zu pflegen und nachhaltig zu nutzen. Sie wurde entwickelt, um die Biodiversität zu fördern, den Klimaschutz zu stärken und die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern. Die Charta umfasst drei Hauptaktionspläne: Wald, Artenvielfalt und Gewässer.

Michael Kienesberger, Leiter der Stadt Wien – Umweltschutz, erklärt: „Ziel der WWWC war und ist es, Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur nachhaltigen Nutzung der Grünräume Wiens zu bündeln und über Verwaltungsgrenzen hinweg umzusetzen.“ Wolfgang Khutter von der Wiener Umweltschutzabteilung ergänzt: „Die Charta definiert zentrale Haltungen, Leitsätze, Aktionspläne und Schlüsselmaßnahmen für die langfristige Sicherung und Förderung von Biodiversität, Klimaschutz und Lebensqualität in Wien.“

Maßnahmen-Bündel für Wiens Grünräume

Die Charta hat mehrere inhaltliche Schwerpunkte:

  • Sicherung und Weiterentwicklung des Grüngürtels
  • Etablierung eines koordinierten Naturschutzbudgets
  • Übergeordnetes Grünflächenmanagement zur Bereitstellung von Grund und Boden für Biodiversitätsmaßnahmen
  • Bewusstseinsbildung und Umweltbildung
  • Nachhaltige Waldbewirtschaftung
  • Erhaltung und Förderung von Wiesenlebensräumen
  • Nachhaltige Gestaltung von Uferbereichen und Gewässern
  • Förderung des Ökolandbaus
  • Besucherangebote für eine umweltschonende Nutzung des Grüngürtels

Neun Subteams für die Umsetzung

Die Umsetzung der Charta erfolgte in neun thematisch ausgerichteten Subteams, die von Expertenteams der Stadt Wien geleitet wurden. Diese Teams arbeiteten eng mit Fachleuten, Institutionen und Stakeholdern zusammen, um eine Vielzahl von Maßnahmen umzusetzen. Von resilienter Waldbewirtschaftung über innovative Projekte in der Stadtlandwirtschaft bis hin zur nachhaltigen Freizeitmobilität – die Vielfalt der Projekte ist beeindruckend.

Ein externes Sounding Board unterstützte das Programm beratend, begleitete kritisch und sicherte die Qualität. Diese Form der kontinuierlichen, interdisziplinären Zusammenarbeit über Verwaltungsgrenzen hinweg war entscheidend, um Biodiversität als integralen Bestandteil der Stadtentwicklung zu stärken.

Vorbereitungen für den Wiederherstellungs-Plan

Ein weiterer Meilenstein der Charta ist die Vorbereitung auf die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur (WHVO). Diese Verordnung verpflichtet die Mitgliedsstaaten, Ökosysteme und Lebensräume in schlechtem ökologischem Zustand schrittweise wiederherzustellen. Wien hat sich hier als Vorreiter positioniert und plant, einen umfassenden Wiederherstellungsplan zu erarbeiten. Dieser Plan wird Themen wie Wald- und Wiesenpflege, Gewässerrenaturierung, Beweidung sowie die Schaffung und Pflege von Trittstein-Biotopen umfassen.

Das Naturschutz-Areal Breitenlee

Ein zentrales Ergebnis der Charta ist der Ankauf des ehemaligen ÖBB-Verschiebebahnhofs Breitenlee durch die Stadt Wien. Dieses Gelände wird nun zu einem 90 Hektar großen Naturschutz-Areal umgewandelt. Der Ankauf wurde nahezu vollständig durch den nationalen Biodiversitätsfond gefördert.

Im Rahmen eines EU-Förderprojekts sollen invasive Pflanzen, die die Artenvielfalt bedrohen, beseitigt werden. Neue Lebensräume für Reptilien, Amphibien und zahlreiche weitere geschützte und seltene Arten werden geschaffen. Zudem wird eine Weidelandschaft mit Rindern und Ziegen für eine nachhaltige und klimaschonende Pflege eingerichtet. Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Renaturierung ist die Entsiegelung von bislang betonierten oder anders versiegelten Flächen.

Ein Blick in die Zukunft

Langfristig plant die Stadt, das Naturjuwel Breitenlee durch eine sorgfältig geplante Wegeführung und einzelne Aussichtsplattformen erlebbar zu machen. So können die Wienerinnen und Wiener die verborgenen Schätze der Natur erleben, ohne die Tiere und Pflanzen zu stören.

Experten sind sich einig, dass die Wiener Wald- und Wiesen-Charta ein Vorbild für andere Städte sein könnte. „Wien zeigt eindrucksvoll, wie urbane Räume nachhaltig gestaltet werden können, um sowohl den Bedürfnissen der Natur als auch der Menschen gerecht zu werden“, sagt Dr. Anna Grünwald, eine renommierte Expertin für Stadtökologie.

Historische Hintergründe und Vergleiche

Der Schutz der Natur hat in Wien eine lange Tradition. Bereits im 19. Jahrhundert wurden erste Schritte unternommen, um die städtischen Grünflächen zu bewahren. Mit der Gründung des Wiener Grüngürtels im Jahr 1905 legte die Stadt den Grundstein für den heutigen Erfolg im Umweltschutz.

Vergleicht man Wien mit anderen Bundesländern, wird deutlich, dass die Stadt eine Vorreiterrolle einnimmt. Während in anderen Regionen oft noch über die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen diskutiert wird, hat Wien bereits konkrete Erfolge vorzuweisen.

Auswirkungen auf die Bürger

Die Maßnahmen der Wiener Wald- und Wiesen-Charta haben nicht nur positive Auswirkungen auf die Natur, sondern auch auf die Bürger der Stadt. Die Grünflächen bieten Erholungsräume, verbessern die Luftqualität und tragen zur Klimaregulierung bei. Zudem steigern sie die Attraktivität der Stadt als Wohn- und Lebensraum.

„Die Natur in der Stadt ist ein unschätzbarer Wert, der die Lebensqualität der Menschen erheblich verbessert“, betont Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Unsere Bemühungen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, Wien zu einer noch lebenswerteren Stadt zu machen.“

Ein Vorbild für Europa

Mit der erfolgreichen Umsetzung der Wiener Wald- und Wiesen-Charta setzt Wien ein starkes Zeichen für den Umweltschutz in Europa. Die Stadt zeigt, dass es möglich ist, die Herausforderungen des Klimawandels und des Artensterbens aktiv anzugehen und nachhaltige Lösungen zu finden.

Die EU-Wiederherstellungsverordnung bietet den Rahmen, um diese Erfolge auf europäischer Ebene zu multiplizieren. Wien könnte als Modell für andere Städte dienen, die ebenfalls daran arbeiten, ihre urbanen Räume umweltfreundlicher zu gestalten.

Fazit

Der Erfolg der Wiener Wald- und Wiesen-Charta ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie städtische Umweltschutzmaßnahmen effektiv umgesetzt werden können. Wien zeigt, dass eine nachhaltige Stadtentwicklung möglich ist und dass sie sowohl der Natur als auch den Menschen zugutekommt. Mit Blick auf die Zukunft bleibt zu hoffen, dass weitere Städte diesem Beispiel folgen und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts mit ebenso viel Engagement und Weitsicht angehen.

Weitere Informationen zur Wiener Wald- und Wiesen-Charta finden Sie auf der offiziellen Website der Stadt Wien unter www.umweltschutz.wien.gv.at/naturschutz/wald-und-wiesen-charta.html.