Ein grünes Wunder in Wien: Der neue Klimaboulevard
Wien hat es geschafft: Die Thaliastraße erstrahlt in neuem Glanz als Klimaboulevard, ein Projekt, das sowohl für die Bewohner von Ottakring als auch für die gesamte Stadt ein Meilenstein ist. Am 27. Juli 2025 verkündeten Planungsstadträtin Ulli Sima und Bezirksvorsteherin Stefanie Lamp die Fertigstellung dieses ehrgeizigen Projekts. Doch was macht diesen Umbau so besonders und wie wirkt er sich auf die Wiener aus?
Die Transformation: Von Asphalt zu Oase
Die 2,8 Kilometer lange Thaliastraße wurde in einem vierjährigen Prozess in drei Etappen von einer reinen Verkehrsader zu einem Freiluft-Wohlfühl-Wohnzimmer umgestaltet. Anstelle von grauem Asphalt dominieren nun Grünflächen und schattenspendende Bäume das Bild. Diese Verwandlung ist Teil der städtischen Initiative „Raus aus dem Asphalt“, die darauf abzielt, städtische Hitzeinseln zu kühlen und die Lebensqualität in den urbanen Räumen zu verbessern.
Die Zahlen sprechen für sich: 2800 Quadratmeter neue Grünfläche, 26 Trinkbrunnen und 41 Nebelstelen bieten nicht nur eine optische Aufwertung, sondern auch dringend benötigte Abkühlung an heißen Sommertagen. Diese Infrastrukturänderungen sind nicht nur kosmetisch, sondern haben direkte Auswirkungen auf das Mikroklima und die Aufenthaltsqualität.
Was bedeutet das für die Bewohner?
Für die Bewohner von Ottakring bringt der neue Klimaboulevard zahlreiche Vorteile. „Endlich haben wir einen Ort, an dem man sich ohne Konsumzwang aufhalten kann“, freut sich Anwohnerin Maria Huber, die in der Nähe der Thaliastraße wohnt. Die breiteren Gehsteige und die zusätzlichen Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein, während die Kinder die Wasserspiele genießen können. Diese kleinen Freuden des Alltags sind es, die die Lebensqualität in einer dicht besiedelten Stadt wie Wien maßgeblich verbessern.
Die Umgestaltung hat auch die Verkehrsführung nachhaltig verändert. In den Quergassen der Thaliastraße, wo es der Straßenraum zulässt, wurde das Radfahren gegen die Einbahn ermöglicht. Diese Maßnahme fördert nicht nur die klimafreundliche Mobilität, sondern erhöht auch die Verkehrssicherheit durch Fahrbahnanhebungen an allen ampellosen Einmündungen.
Ein Blick zurück: Die Geschichte der Thaliastraße
Die Thaliastraße hat eine lange Geschichte als wichtige Verkehrsverbindung vom Wilhelminenberg ins Zentrum Wiens. Ursprünglich war sie eine der bedeutendsten Einkaufsstraßen in Ottakring, doch mit der Zeit wurde sie zunehmend von Autos dominiert. Die Entscheidung, diese Straße in einen Klimaboulevard zu verwandeln, ist ein starkes Zeichen für die Neuausrichtung der städtischen Prioritäten hin zu mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität.
Vergleich mit anderen Projekten
Wien ist nicht die einzige Stadt, die auf grüne Infrastruktur setzt. In Deutschland beispielsweise hat Berlin ähnliche Projekte gestartet, um seine urbanen Gebiete zu begrünen. Doch während Berlin sich auf kleinere, verstreute Grünflächen konzentriert, setzt Wien mit der Umgestaltung der Thaliastraße auf eine großflächige Lösung, die das gesamte Stadtbild verändert.
Ein weiterer Vergleich bietet sich mit Paris an, das unter dem Motto „Paris respire“ ebenfalls zahlreiche Straßen entsiegelt und begrünt hat. Der Unterschied liegt jedoch in der Herangehensweise: Während Paris auf temporäre Maßnahmen setzt, ist die Umgestaltung der Thaliastraße eine dauerhafte Veränderung, die langfristige Vorteile für das Stadtklima mit sich bringt.
Die Finanzierung: Ein europäisches Vorzeigeprojekt
Die Umgestaltung der Thaliastraße wurde teilweise durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert. Diese Unterstützung zeigt, dass das Projekt nicht nur für Wien, sondern auch auf europäischer Ebene von Bedeutung ist. Der 100-Millionen-Euro-Fördertopf der „Lebenswerten Klimamusterstadt“ wurde zur Gänze ausgeschöpft, um Wien in eine grünere und lebenswertere Stadt zu verwandeln.
Expertenstimmen zur Umgestaltung
„Die Thaliastraße ist ein Paradebeispiel dafür, wie Städte auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren können“, erklärt der Stadtplaner Dr. Johannes Richter. „Durch die Kombination aus Begrünung, Wasserversorgung und Verkehrsberuhigung wird nicht nur das Mikroklima verbessert, sondern auch die Lebensqualität der Anwohner erheblich gesteigert.“
Ein Blick in die Zukunft: Was kommt als nächstes?
Die Fertigstellung der Thaliastraße als Klimaboulevard ist nur der Anfang. Die Stadt Wien plant bereits weitere Projekte im Rahmen der „Raus aus dem Asphalt“-Initiative. Ziel ist es, bis 2030 alle 23 Bezirke mit ähnlichen Maßnahmen auszustatten und so die gesamte Stadt klimafit zu machen.
„Wir wollen Wien zur grünsten Stadt Europas machen“, betont Planungsstadträtin Ulli Sima. Diese ehrgeizigen Pläne zeigen, dass die Stadtverwaltung die Zeichen der Zeit erkannt hat und aktiv an einer nachhaltigeren Zukunft arbeitet.
Ein Paradigmenwechsel in der Stadtplanung
Die Umgestaltung der Thaliastraße ist mehr als nur ein städtisches Bauprojekt. Sie ist ein Symbol für den Wandel in der Stadtplanung, weg von der Dominanz des Autos hin zu einer menschenfreundlicheren und umweltbewussteren Gestaltung städtischer Räume. Diese Transformation könnte als Vorbild für andere Städte weltweit dienen, die ebenfalls mit den Herausforderungen des Klimawandels und der Urbanisierung zu kämpfen haben.
Abschließend lässt sich sagen, dass die neue Thaliastraße nicht nur das Stadtbild verändert hat, sondern auch das Bewusstsein der Menschen für die Bedeutung von Grünflächen und nachhaltiger Stadtentwicklung geschärft hat. Wien zeigt, dass es möglich ist, eine moderne, lebenswerte Stadt zu schaffen, die sowohl den Bedürfnissen der Bewohner als auch den Herausforderungen der Zukunft gerecht wird.