Steuer-Schock: Droht Österreichs Bücherwelt das Aus?

Redaktion

21. August 2025

Ein Aufschrei aus Dänemark – Ein Vorbild für Europa?

Die Nachricht aus Dänemark hat wie ein Lauffeuer die europäische Buchwelt erfasst. Am 21. August 2025 verkündete der dänische Kulturminister Jakob Engel-Schmidt eine bahnbrechende Entscheidung: Die Mehrwertsteuer auf Bücher wird abgeschafft! Diese Maßnahme soll einer drohenden „Lesekrise“ entgegenwirken und das Interesse der Bevölkerung am gedruckten Wort wiederbeleben.

Der Hintergrund der Entscheidung

Mit einer Mehrwertsteuer von 25 Prozent führte Dänemark bisher die Spitze in Europa an. Im Vergleich dazu beträgt die Steuer in Österreich derzeit 10 Prozent, in Deutschland 7 Prozent und in der Schweiz sogar nur 2,6 Prozent. Länder wie Irland, Tschechien, Großbritannien und Norwegen haben ihre Bücher bereits von dieser Steuer befreit, um den Zugang zur Literatur zu erleichtern.

„Dänemark hat vorgemacht, was möglich ist“, erklärt Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels (HVB), begeistert. Diese Entscheidung sei ein wichtiger Schritt für die europäische Buchbranche, die in den letzten Jahren mit sinkenden Verkaufszahlen zu kämpfen hatte.

Österreichs Buchhandel unter Druck

Der HVB fordert nun eine rasche Umsetzung einer ähnlichen Maßnahme in Österreich. Im aktuellen Regierungsprogramm ist die Senkung der Mehrwertsteuer auf Kunstwerke, Tickets und Bücher bereits vorgesehen. Doch bislang blieb es bei Absichtserklärungen.

  • Aktuelle Mehrwertsteuer auf Bücher: 10 Prozent
  • Vorgeschlagene Senkung: 0 Prozent
  • Vergleich mit europäischen Nachbarn: Deutschland 7 Prozent, Schweiz 2,6 Prozent

Eine Steuerreduktion könnte die Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen Buchhandels erheblich steigern, meint Föger. „Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie fragil die Branche ist. Eine Senkung der Mehrwertsteuer könnte ein dringend benötigter Impuls sein.“

Die Auswirkungen auf den Alltag

Für die Leserinnen und Leser in Österreich könnte diese Maßnahme bedeuten, dass Bücher günstiger werden und somit ein breiteres Publikum erreichen. Experten gehen davon aus, dass eine solche Steueranpassung den Umsatz im Buchhandel um bis zu 20 Prozent steigern könnte.

„Bücher sind nicht nur ein Kulturgut, sondern auch ein Bildungsinstrument“, betont Kulturwissenschaftler Dr. Hans Meier. „Eine Senkung der Mehrwertsteuer könnte dazu beitragen, Bildung für alle zugänglicher zu machen.“

Historische Perspektive

Die Diskussion um die Mehrwertsteuer auf Bücher ist nicht neu. Bereits vor der Pandemie gab es Bestrebungen, den Steuersatz zu senken. Damals konnte der HVB eine temporäre Reduktion auf 5 Prozent für 18 Monate durchsetzen. Diese Maßnahme wurde jedoch nicht verlängert, was viele in der Branche enttäuschte.

Historisch gesehen, wurde die Mehrwertsteuer in Europa eingeführt, um staatliche Einnahmen zu generieren, ohne die Konsumenten direkt zu belasten. Doch gerade bei Kulturgütern wie Büchern stellt sich die Frage, ob diese Besteuerung nicht mehr schadet als nützt.

Ein Blick in die Zukunft

Wie könnte die Zukunft des österreichischen Buchmarktes aussehen, wenn die Mehrwertsteuer gesenkt wird? Experten sind optimistisch. „Wir könnten einen Boom erleben, ähnlich wie in den 90er Jahren, als das Interesse an Büchern durch neue Technologien wie das Internet ergänzt, aber nicht ersetzt wurde“, meint Dr. Meier.

Die Senkung der Mehrwertsteuer könnte zudem neue Geschäftsmodelle fördern. Kleinere Buchhandlungen könnten von der finanziellen Entlastung profitieren und innovative Konzepte entwickeln, um sich gegen Online-Giganten wie Amazon zu behaupten.

Politische Hürden

Doch die Umsetzung ist nicht ohne Hürden. Politische Parteien müssen sich auf eine gemeinsame Linie einigen, was in der Vergangenheit nicht immer einfach war. „Es gibt immer Bedenken, dass eine Senkung der Steuer auf Bücher ein Präzedenzfall sein könnte, der zu weiteren Forderungen nach Steuererleichterungen in anderen Bereichen führt“, erklärt Politologin Dr. Anna Schuster.

Dennoch bleibt Föger optimistisch: „Die Zeichen stehen gut. Wir haben die Unterstützung der Bevölkerung und der Kulturbranche. Jetzt muss die Politik handeln.“

Fazit: Ein Weckruf für Österreich

Die Entscheidung in Dänemark könnte ein Weckruf für Österreich sein. Die Buchbranche ist ein wichtiger Teil der Kultur und Bildung, und ihre Unterstützung durch steuerliche Entlastungen könnte der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunft sein.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Österreich den Mut hat, diesem Beispiel zu folgen und die Weichen für eine lesefreudigere Zukunft zu stellen.