Psychotherapie in Gefahr: Warum Österreichs Patienten um ihre Sicherheit bangen müssen!

Redaktion

17. September 2025

Alarmierende Zustände in der Psychotherapie: Ein System am Rande des Kollapses?

Wien (OTS) – Der Österreichische Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) schlägt Alarm: Am heutigen Welttag der Patientensicherheit fordert der Verband dringend bessere Rahmenbedingungen für die psychotherapeutische Versorgung in Österreich. Dies ist ein Weckruf, der nicht ignoriert werden darf, denn die Sicherheit der Patienten steht auf dem Spiel.

Was bedeutet Patientensicherheit in der Psychotherapie?

Patientensicherheit ist ein Begriff, der in der medizinischen Versorgung von zentraler Bedeutung ist. Er beschreibt die Vermeidung von Fehlern und die Minimierung von Risiken, die Patienten während ihrer Behandlung schaden könnten. Im Kontext der Psychotherapie bedeutet dies, dass Patienten darauf vertrauen können müssen, dass sie in einem sicheren und unterstützenden Umfeld behandelt werden, in dem ihre psychische Gesundheit oberste Priorität hat.

Barbara Haid, Präsidentin des ÖBVP, erklärt: „Patientensicherheit in der Psychotherapie bedeutet, dass Patienten auf fachliche Kompetenz, Vertraulichkeit und respektvolle Behandlung vertrauen können.“ Dies sind keine leeren Worte, sondern grundlegende Prinzipien, die den Kern jeder psychotherapeutischen Behandlung bilden sollten. Doch was passiert, wenn diese Prinzipien durch unzureichende Rahmenbedingungen gefährdet werden?

Die Herausforderungen der Psychotherapeuten: Zwischen Anspruch und Realität

Psychotherapeuten stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die ihre Fähigkeit, sichere und effektive Behandlungen anzubieten, erheblich beeinträchtigen können. Eine der größten Hürden ist der Mangel an Ressourcen. Ohne ausreichende finanzielle Mittel und personelle Unterstützung ist es nahezu unmöglich, die notwendige Qualität und Sicherheit in der Behandlung zu gewährleisten.

„Dafür brauchen Psychotherapeuten ausreichend Ressourcen, klare Qualitätsstandards und faire Arbeitsbedingungen,“ betont Haid. Doch die Realität sieht oft anders aus: Überlastete Praxen, lange Wartezeiten und unzureichende Vergütung sind an der Tagesordnung. Diese Bedingungen schaffen nicht nur ein unhaltbares Arbeitsumfeld für die Therapeuten, sondern gefährden auch die Sicherheit der Patienten.

Globale Perspektive: Ein Blick auf die Statistik

Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist weltweit jede zehnte medizinische Behandlung von Fehlern betroffen. Diese alarmierende Zahl verdeutlicht die Notwendigkeit sicherer Strukturen und klarer Prozesse, um die Patientensicherheit zu gewährleisten. Doch wie sieht es speziell in der psychischen Versorgung aus?

Die psychische Gesundheit ist ein Bereich, der oft vernachlässigt wird, obwohl die Nachfrage nach psychotherapeutischen Dienstleistungen kontinuierlich steigt. Ohne angemessene Rahmenbedingungen sind Psychotherapeuten gezwungen, unter enormem Druck zu arbeiten, was das Risiko von Fehlern und Missverständnissen erhöht. Dies kann schwerwiegende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Patienten haben, die auf eine fachgerechte und unterstützende Betreuung angewiesen sind.

Second Victim: Wenn Therapeuten selbst zu Opfern werden

Ein oft übersehenes Phänomen in der Diskussion um Patientensicherheit ist das sogenannte „Second Victim“-Syndrom. Dabei handelt es sich um die psychische Belastung, die Behandler erfahren, wenn sie in fehlerhafte oder belastende Zwischenfälle verwickelt sind. Diese Therapeuten benötigen besondere Unterstützung, um ihre eigene psychische Gesundheit zu schützen und aus den Ereignissen zu lernen.

Die Plattform Patientensicherheit weist darauf hin, dass Supervision, kollegiale Beratung und strukturierte Nachbesprechungen essenziell sind, um die psychische Belastung der Therapeuten zu mindern. Ohne diese Unterstützung riskieren wir, dass unsere Behandler selbst zu Patienten werden.

ÖBVP fordert starke Rahmenbedingungen: Ein Appell an die Politik

Der ÖBVP hat klare Forderungen formuliert, um die Patientensicherheit in der Psychotherapie zu gewährleisten:

  • Stabile Versorgungsstrukturen: Ein flächendeckender Zugang zu kassenfinanzierter Psychotherapie ist notwendig, um Versorgungslücken zu schließen und die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.
  • Verbindliche Qualitätssicherung: Regelmäßige Fortbildungen, Supervision und transparente Beschwerde- und Feedbackwege sind entscheidend, um hohe Standards zu garantieren.
  • Stärkung der Prävention: Aufklärung über psychotherapeutische Angebote ist unerlässlich, damit psychische Erkrankungen frühzeitig behandelt werden und Risiken minimiert werden.

„Patientensicherheit ist kein punktuelles Thema, sondern ein dauerhafter Auftrag“, erklärt Präsidentin Haid. „Nur wenn die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen stimmen, können Psychotherapeuten ihren Auftrag sicher und wirksam erfüllen.“

Ein Vergleich mit anderen Bundesländern: Wo steht Österreich?

Im Vergleich zu anderen Bundesländern zeigt sich, dass Österreich in vielen Bereichen der psychotherapeutischen Versorgung hinterherhinkt. Während Länder wie Deutschland und die Schweiz erhebliche Investitionen in die psychische Gesundheit tätigen, bleibt Österreich oft hinter den Erwartungen zurück. Dies ist besonders besorgniserregend, da die Nachfrage nach psychotherapeutischen Dienstleistungen in den letzten Jahren stetig gestiegen ist.

Ein weiteres Problem ist die ungleiche Verteilung der Ressourcen. In ländlichen Gebieten ist der Zugang zu psychotherapeutischen Dienstleistungen oft stark eingeschränkt, was zu erheblichen Versorgungslücken führt. Diese Ungleichheiten müssen dringend angegangen werden, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.

Die Zukunft der Psychotherapie in Österreich: Ein ungewisser Weg

Die Zukunft der Psychotherapie in Österreich hängt maßgeblich von den politischen Entscheidungen ab, die in den kommenden Jahren getroffen werden. Ohne eine klare Strategie zur Verbesserung der Rahmenbedingungen werden die Herausforderungen, mit denen Psychotherapeuten konfrontiert sind, weiter zunehmen.

Es ist unerlässlich, dass die Regierung gemeinsam mit dem ÖBVP, den Sozialversicherungsträgern und anderen Gesundheitsinstitutionen zusammenarbeitet, um verlässliche Strukturen für die psychotherapeutische Versorgung zu schaffen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Sicherheit der Patienten gewährleistet ist und die psychische Gesundheit der Bevölkerung gestärkt wird.

Der ÖBVP ist bereit, diesen Weg zu gehen, aber die Politik muss jetzt handeln. Die psychische Gesundheit der Nation steht auf dem Spiel, und wir können es uns nicht leisten, diese Herausforderung zu ignorieren.