Preisschock: Warum sind heimische Produkte in Deutschland billiger?

Redaktion

28. August 2025

Einleitung: Der große Preisunterschied

Am 28. August 2025 veröffentlichte die Arbeiterkammer Tirol eine aufschlussreiche Pressemitteilung, die viele Österreicher aufhorchen ließ. Laut ihrer Untersuchung sind Lebensmittelpreise in Österreich im Vergleich zu Deutschland deutlich höher. Besonders bemerkenswert ist, dass selbst heimische Produkte in Deutschland zu günstigeren Preisen angeboten werden. Diese Nachricht schlug in der Alpenrepublik ein wie eine Bombe und wirft viele Fragen auf.

Die Erklärungsversuche des Handels

Der österreichische Handel hat in der Vergangenheit immer wieder höhere Lohnkosten, eine größere Filialdichte und höhere Transportkosten aufgrund der alpinen Strukturen als Gründe für die höheren Preise genannt. Doch die AK Tirol hat diese Argumente bereits widerlegt. Die aktuellen Untersuchungen zeigen, dass diese Faktoren nicht die Hauptursachen für die Preisunterschiede sein können.

Vergleich der Preise: Österreich vs. Deutschland

Ein Preis-Check der AK Tirol ergab, dass von elf ident angebotenen Produkten zehn in Deutschland billiger sind als in Österreich. Diese Produkte werden innerhalb des REWE-Konzerns angeboten, der in Österreich unter den Marken Billa und Billa Plus und in Deutschland als REWE auftritt. Hier einige Beispiele:

  • Almdudler (1 Liter): REWE Deutschland 1,59 €, Billa Österreich 1,99 €
  • Manner Neapolitaner (400 g): REWE Deutschland 3,79 €, Billa Österreich 3,99 €
  • Red Bull Energy Drink (250 ml): REWE Deutschland 1,39 €, Billa Österreich 1,59 €

Diese Unterschiede werfen die Frage auf, warum österreichische Produkte im Ausland günstiger angeboten werden.

Die Rolle der Diskonter

Auch die Preise der Eigenmarken von Diskontern wie Hofer (in Deutschland als Aldi Süd bekannt) und Lidl zeigen ein ähnliches Bild. Produkte, die in Deutschland angeboten werden, sind in der Regel günstiger als ihre österreichischen Pendants. Einige Beispiele:

  • Grafschafter Weizentoast (500 g): Lidl Deutschland 0,69 €, Lidl Österreich 0,99 €
  • Dulano Rindersaftschinken (100 g): Lidl Deutschland 2,29 €, Lidl Österreich 2,59 €
  • Milbona Joghurt griechischer Art (4×150 g): Lidl Deutschland 1,59 €, Lidl Österreich 2,39 €

Diese Preisunterschiede summieren sich für Verbraucher, die regelmäßig bei diesen Discountern einkaufen, erheblich.

Die Forderungen der Arbeiterkammer

Erwin Zangerl, Präsident der AK Tirol, fordert mehr Transparenz bei der Preisgestaltung in österreichischen Supermärkten. Er möchte den sogenannten ‚Österreich-Aufschlag‘ abschaffen und die Preise der in Bayern günstigeren angebotenen österreichischen Produkte senken. Zangerl betont, dass es kein logisches Argument dafür gibt, warum in Österreich hergestellte Waren in deutschen Supermärkten billiger sind.

Die Paritätische Kommission

Zangerl fordert zudem die Wiederaufnahme der Arbeit der Paritätischen Kommission für Preis- und Lohnfragen, die seit 1998 nicht mehr zusammengetreten ist. Diese Kommission sorgte über Jahrzehnte für stabile Verhältnisse und einen Ausgleich im Markt. Ihre Reaktivierung könnte helfen, mehr Einblicke in die Preisgestaltung zu gewinnen.

Warum sind die Preise in Deutschland niedriger?

Die Gründe für die niedrigeren Preise in Deutschland sind komplex. Einer der Hauptfaktoren ist die Intransparenz in der heimischen Lebensmittelbranche, die von vier großen Konzernen dominiert wird: Spar, REWE, Hofer und Lidl. Diese Konzerne kontrollieren über 90 % des Marktes in Österreich, was zu intransparenten Preisen führen kann.

Der Einfluss der Marktbeherrschung

Die marktbeherrschende Stellung dieser Konzerne ermöglicht es ihnen, Preise zu diktieren und die Transparenz zu untergraben. Dies ist besonders problematisch, wenn heimische Produkte sowie Eigenmarken von Diskontern in Deutschland billiger angeboten werden.

Die Auswirkungen auf die Bürger

Die höheren Lebensmittelpreise in Österreich belasten die Haushaltskassen der Bürger erheblich. Viele Konsumenten fragen sich, ob sie bei ihren Einkäufen über den Tisch gezogen werden. Die Diskussion um die Preisgestaltung hat auch eine politische Dimension, denn sie betrifft nicht nur die Verbraucher, sondern auch den Staat, der ein Interesse an stabilen Preisverhältnissen hat.

Expertenmeinung

Dr. Maria Huber, Ökonomin an der Universität Wien, erklärt: „Die Preisdifferenzen zwischen Österreich und Deutschland sind ein Symptom für größere strukturelle Probleme im Einzelhandel. Ohne mehr Transparenz und eine stärkere Regulierung wird sich die Situation nicht verbessern.“

Ein Blick in die Zukunft

Die Zukunft der Lebensmittelpreise in Österreich hängt von mehreren Faktoren ab. Einerseits könnten politische Maßnahmen ergriffen werden, um mehr Transparenz zu schaffen und die Marktmacht der großen Konzerne zu beschränken. Andererseits könnten Verbraucher durch bewussteres Kaufverhalten Druck auf die Händler ausüben.

Der Weg zur Preisgerechtigkeit

Um eine gerechtere Preisgestaltung zu erreichen, muss die Paritätische Kommission reaktiviert werden. Zudem könnten gesetzliche Regelungen eingeführt werden, um die Transparenz zu erhöhen und die Preisgestaltung besser zu kontrollieren.

Fazit

Die aktuelle Diskussion um die Lebensmittelpreise in Österreich zeigt die Notwendigkeit eines Umdenkens im Einzelhandel. Die Bürger erwarten fairere Preise und mehr Transparenz. Ob die politischen Entscheidungsträger auf diese Forderungen reagieren werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Diskussion um die Preise noch lange nicht beendet ist.