Der alarmierende Zustand der Pflege in Österreich
Am 10. September 2025 veröffentlichte die Caritas Österreich eine bahnbrechende Studie, die das Potenzial zur Lösung der aktuellen Pflegekrise aufzeigt. Die Ergebnisse sind sowohl schockierend als auch hoffnungsvoll: 34 Prozent der Teilzeitkräfte im Pflegebereich wären bereit, mehr Stunden zu arbeiten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden. Das könnte in etwa 4.000 zusätzliche Pflegekräfte bedeuten – ein enormer Schritt zur Deckung des Mehrbedarfs an Pflegepersonal.
Ein Blick in die Vergangenheit: Wie es zur Krise kam
Die Pflegekrise in Österreich ist nicht über Nacht entstanden. Seit Jahren warnen Experten vor dem demografischen Wandel, der zu einem Anstieg älterer Menschen führt, die Pflege benötigen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Menschen, die bereit sind, im Pflegebereich zu arbeiten. Historisch gesehen war Pflegearbeit oft unterbezahlt und wenig anerkannt. Dies hat zu einem Personalmangel geführt, der sich über die Jahre verschärft hat.
Die Studie: Ein Hoffnungsschimmer
Univ.-Prof. Dr. Gerhard Müller vom Institut für Pflegewissenschaft (UMIT TIROL) erklärt: „Unsere Analyse zeigt, dass 75.000 Menschen in Österreich derzeit in Teilzeit im Pflegebereich arbeiten. Ein Drittel von ihnen möchte mehr arbeiten, aber nur unter besseren Bedingungen.“ Diese Aussage unterstreicht das ungenutzte Potenzial, das in der bestehenden Belegschaft steckt.
Was bedeutet das für die Bürger?
Für die Bürger bedeutet dies, dass eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Pflegebereich zu einer besseren Versorgung führen könnte. Derzeit klagen viele über lange Wartezeiten und unzureichende Pflegeleistungen. Mit mehr Personal könnten Pflegeeinrichtungen effizienter arbeiten und den Bedürfnissen der Patienten besser gerecht werden.
Die Forderungen der Caritas: Ein Weckruf an die Politik
Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler fordert klare Maßnahmen von der Politik. „Die Pflege- und Betreuungskräfte sind da! Sie brauchen nur die richtigen Arbeitsbedingungen“, betont sie. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehören:
- Einheitliche Qualitäts-, Versorgungs- und Finanzierungsstandards österreichweit
- Personalschlüssel, die Flexibilität zulassen und Dienstplansicherheit garantieren
- Steuerbefreiung des Pflege-Bonus
- Faire Bezahlung und Honorierung von Expertise, insbesondere in der Langzeitpflege
- Ein Digitalisierungsfonds zur Entlastung der Pflegekräfte
- Ausbau der Kinderbetreuung und Entlastung für pflegende Angehörige
Diese Forderungen sind nicht nur ein Appell, sondern eine dringende Notwendigkeit, um die Pflegekrise zu bewältigen.
Expertenmeinung: Ein Schritt in die richtige Richtung
Laut Univ.-Prof. Dr. Müller ist das Potenzial enorm: „Österreich hat die Chance, dem Pflegenotstand entgegenzuwirken. Diese Chance darf nicht ungenutzt bleiben.“ Die Studie zeigt, dass es möglich ist, den Bedarf an Pflegekräften zu decken, ohne auf teures Recruiting oder langwierige Ausbildungen zurückgreifen zu müssen.
Vergleich mit anderen Bundesländern und Ländern
Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, dass andere Länder ähnliche Herausforderungen haben. In Deutschland beispielsweise wird ebenfalls über bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne im Pflegebereich diskutiert. Einige Bundesländer haben bereits Modellprojekte gestartet, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und mehr Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen.
Die politische Verantwortung: Jetzt handeln!
Klaus Schwertner, Caritas Wien-Direktor, betont die Dringlichkeit des Handelns: „Unsere Mitarbeiter erleben ihren Beruf als erfüllend und sinnstiftend. Doch der Wunsch nach besseren Rahmenbedingungen ist eindeutig. Es geht um weiterreichende Reformen, die von Bund, Ländern und Sozialversicherungsträgern angegangen werden müssen.“
Die Pflege ist systemrelevant, wie Schwertner weiter ausführt: „Wenn wir nicht wollen, dass die Pflege selbst zum Pflegefall wird, muss die Politik jetzt handeln.“ Diese Aussage ist ein Weckruf an die politischen Entscheidungsträger, die Dringlichkeit der Situation zu erkennen und entsprechend zu handeln.
Ein Blick in die Zukunft: Was wäre, wenn…
Wenn die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden, könnte dies das Gesicht der Pflege in Österreich nachhaltig verändern. Mehr Personal würde nicht nur die Arbeitsbelastung der bestehenden Pflegekräfte verringern, sondern auch die Qualität der Pflege verbessern. Patienten könnten schneller und effizienter versorgt werden, was zu einer allgemeinen Verbesserung des Gesundheitssystems führen würde.
Die Caritas-Studie bietet eine realistische und umsetzbare Lösung für die Pflegekrise. Es liegt nun an der Politik, die notwendigen Schritte zu unternehmen und die vorgeschlagenen Maßnahmen in die Tat umzusetzen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Pflege in Österreich auch in Zukunft gewährleistet ist.