Island zeigt Österreich, wie Gleichstellung wirklich geht – Werden wir den Anschluss schaffen?

Redaktion

31. Oktober 2025

Island als Vorbild: Wie das Land Gleichstellung meistert

Am 31. Oktober 2025 verkündete Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner anlässlich des bevorstehenden Equal Pay Days, dass Österreich von den besten Beispielen weltweit lernen muss, um in Sachen Gleichstellung aufzuholen. Island, das seit 16 Jahren unangefochten den ersten Platz im Global Gender Gap Report belegt, wird dabei als Vorbild genannt. Während Frauen in Österreich im Schnitt 18,3 Prozent weniger pro Stunde verdienen als Männer, liegt dieser Unterschied in Island mittlerweile nur noch bei rund 9 Prozent.

Die drei goldenen Schritte Islands

Island hat drei wesentliche Maßnahmen ergriffen, die das Land an die Spitze der Gleichstellung geführt haben:

  • Unternehmen müssen nachweisen, dass sie fair bezahlen.
  • Eltern teilen sich die Karenzzeit gleichberechtigt.
  • Es gilt eine verpflichtende Quote in Aufsichtsräten und Vorständen.

Diese Schritte haben dazu geführt, dass die Gleichstellungslücke nahezu geschlossen wurde. Mit einer geschlossenen Gleichstellungslücke von 92,6 Prozent führt Island den Global Gender Gap Report an, während Österreich auf Rang 56 rangiert.

Österreichs Herausforderung: Der Gender Pay Gap

In Österreich liegt der Gender Pay Gap laut Statistik Austria bei alarmierenden 18,3 Prozent, deutlich über dem EU-Durchschnitt von 12 Prozent. Dies bedeutet, dass Frauen hierzulande 60 Tage im Jahr quasi gratis arbeiten. Diese Diskrepanz zeigt, dass Österreich dringend Maßnahmen ergreifen muss, um die Geschlechtergleichstellung zu verbessern.

Historische Hintergründe und aktuelle Maßnahmen

Das Thema der Geschlechtergleichstellung hat in Österreich eine lange Geschichte. Bereits in den 1970er Jahren wurde mit der Einführung des Gleichbehandlungsgesetzes ein wichtiger Schritt unternommen. Doch trotz dieser frühen Bemühungen bleibt der Fortschritt in der Praxis oft hinter den Erwartungen zurück. Aktuelle Maßnahmen wie die Lohntransparenzrichtlinie sollen helfen, das Bewusstsein für die Ungleichheit zu schärfen und Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen.

Frauenministerin Holzleitner betont: „Wir können Ungerechtigkeit nur dann beseitigen, wenn wir sie sehen. Lohntransparenz sorgt dafür, dass jede Frau weiß, was ihr Kollege am Nebentisch verdient.“ Diese Transparenz ist ein entscheidender Schritt, um Druck auf Unternehmen auszuüben, die Gehälter gleichberechtigt zu gestalten.

Die Bedeutung von Gleichstellung für die Gesellschaft

Gleichstellung ist nicht nur ein Frauenthema, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie ist Voraussetzung für wirtschaftliche Stärke und soziale Gerechtigkeit. Holzleitner unterstreicht: „Island zeigt, dass Gleichstellung gelingen kann, wenn alle an einem Strang ziehen.“

Die Auswirkungen einer ungleichen Bezahlung sind weitreichend. Frauen haben im Durchschnitt weniger finanzielle Mittel zur Verfügung, was sich auf ihre Altersvorsorge und ihre finanzielle Unabhängigkeit auswirkt. Eine gerechtere Bezahlung würde nicht nur den Lebensstandard von Frauen erhöhen, sondern auch die Wirtschaft insgesamt stärken.

Expertenmeinungen und Zukunftsausblick

Der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Dr. Max Berger erklärt: „Eine Reduzierung des Gender Pay Gaps würde das Bruttoinlandsprodukt signifikant steigern, da mehr Frauen in der Lage wären, in Vollzeit zu arbeiten und ihre Karriere voranzutreiben.“

Für die Zukunft plant Österreich, die Lohntransparenz weiter zu fördern und gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Unternehmen zur Gleichbehandlung verpflichten. Ein weiterer Schritt könnte die Einführung einer Equal Pay Certification sein, ähnlich wie in Island, die Unternehmen dazu zwingt, faire Bezahlung nachzuweisen.

Vergleich mit anderen Bundesländern und Ländern

Ein Blick über die österreichischen Grenzen hinaus zeigt, dass auch andere Länder mit ähnlichen Herausforderungen kämpfen. Deutschland beispielsweise hat ebenfalls einen hohen Gender Pay Gap, während Länder wie Norwegen und Schweden bereits deutliche Fortschritte gemacht haben. Innerhalb Österreichs gibt es ebenfalls Unterschiede: In Wien ist der Gender Pay Gap niedriger als in ländlichen Regionen, was auf die höhere Anzahl von Frauen in Führungspositionen und besser bezahlten Berufen zurückzuführen ist.

Konkrete Auswirkungen auf den Alltag

Die Ungleichheit in der Bezahlung wirkt sich direkt auf den Alltag vieler Frauen aus. Viele müssen sich zwischen Karriere und Familie entscheiden, da die finanzielle Belastung durch Kinderbetreuungskosten hoch ist. Eine gerechtere Bezahlung könnte es mehr Frauen ermöglichen, sich voll auf ihre Karriere zu konzentrieren, ohne finanzielle Einbußen befürchten zu müssen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Österreich noch einen weiten Weg vor sich hat, um das Niveau von Island zu erreichen. Doch die Erkenntnis, dass eine aktive Gleichstellungspolitik wirkt, wenn sie entschlossen angepackt wird, gibt Hoffnung. Österreichs Zukunft könnte in einer gerechteren Gesellschaft liegen, in der Frauen und Männer gleichberechtigt am wirtschaftlichen und sozialen Leben teilnehmen.