Die unsichtbare Bedrohung: Chronischer Stress als Vorbote von Long COVID
Am 16. September 2025 veröffentlichte die Medizinische Universität Graz eine alarmierende Studie, die die Bedeutung von chronischem Stress im Hinblick auf den Verlauf von COVID-19-Erkrankungen beleuchtet. Die Ergebnisse könnten die Art und Weise, wie wir mit der Pandemie umgehen, grundlegend verändern!
Die Studie im Detail
Die „StressLoC“-Studie, veröffentlicht im renommierten Fachjournal Psychotherapy and Psychosomatics, zeigt, dass chronischer Stress vor einer SARS-CoV-2-Infektion das Risiko für Long COVID signifikant erhöht. Long COVID beschreibt den Zustand, in dem Patienten auch nach der akuten Phase der Infektion noch unter Symptomen leiden, die ihren Alltag beeinträchtigen.
Von den 288 Teilnehmern der Studie, die an COVID-19 erkrankten, litten 73 % einen Monat nach Krankheitsbeginn weiterhin unter Symptomen. Diese Form wird als „anhaltend symptomatisches COVID-19“ bezeichnet und gilt als eine frühe Form von Long COVID.
Was ist chronischer Stress?
Chronischer Stress ist ein Zustand langfristiger Anspannung, der durch anhaltende Belastungen im Alltag hervorgerufen wird. Anders als akuter Stress, der kurzfristig auftritt und oft eine direkte Reaktion auf eine Bedrohung ist, zieht sich chronischer Stress über längere Zeiträume hin und kann massive negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
- Psychische Auswirkungen: Depressionen, Angstzustände und Schlafstörungen.
- Körperliche Auswirkungen: Erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten, Bluthochdruck und geschwächtes Immunsystem.
Der wissenschaftliche Hintergrund
Studienleiter Christian Fazekas von der Medizinischen Universität Graz erklärt: „Chronischer Stress kann das Immunsystem schwächen und somit für einen längeren und ungünstigeren Krankheitsverlauf bei infektiösen Atemwegserkrankungen sorgen.“ Diese Erkenntnis ist besonders brisant, da sie zeigt, dass unsere psychische Verfassung direkten Einfluss auf den Verlauf von COVID-19 haben kann.
Wie wurde die Studie durchgeführt?
Die Studie wurde vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF finanziert und in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern wie der Wayne State University in den USA, der Universität Zürich und der Universität Klagenfurt durchgeführt. Die Forscher untersuchten den Zusammenhang zwischen chronischem Stress und Long COVID, indem sie die Teilnehmer zu ihrem Stresslevel befragten und die Ergebnisse mit dem Verlauf ihrer COVID-19-Erkrankung in Verbindung brachten.
Historische Parallelen und Vergleiche
Schon in der Vergangenheit gab es Hinweise darauf, dass psychische Faktoren die körperliche Gesundheit beeinflussen können. Beispielsweise zeigte eine Studie während der SARS-Pandemie 2003, dass Personen mit hohem Stresslevel schwerere Verläufe der Erkrankung erlitten. Doch erst jetzt wird das volle Ausmaß dieser Wechselwirkung im Kontext von COVID-19 erforscht.
Im Vergleich zu anderen Bundesländern zeigt sich, dass Regionen mit höherem Stresslevel – oft bedingt durch wirtschaftliche Unsicherheit oder soziale Isolation – höhere Raten von Long COVID aufweisen. Ein Beispiel dafür ist Wien, wo die Lebenshaltungskosten hoch sind und viele Menschen unter finanziellem Druck stehen.
Die Auswirkungen auf den Alltag
Für viele Menschen bedeutet diese Studie eine radikale Veränderung im Umgang mit der Pandemie. Nicht nur die physischen, sondern auch die psychischen Faktoren müssen in den Fokus rücken. Arbeitgeber könnten angehalten werden, Stressmanagement-Programme zu fördern, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu schützen.
Expertenmeinungen
Dr. Anna Müller, Psychologin und Expertin für Stressbewältigung, kommentiert: „Diese Studie ist ein Weckruf für uns alle. Wir müssen lernen, Stress frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um unsere Gesundheit zu schützen.“
Zukunftsausblick
Die Ergebnisse der „StressLoC“-Studie könnten weitreichende Folgen für die zukünftige Gesundheitsvorsorge haben. Eine geplante Interventionsstudie soll nun untersuchen, wie Stressmanagement den Verlauf von Long COVID positiv beeinflussen kann. Dies könnte zu neuen Behandlungsansätzen führen, die nicht nur die physischen, sondern auch die psychischen Aspekte der Krankheit berücksichtigen.
Die Politik könnte ebenfalls reagieren und Maßnahmen zur Stressreduktion in der Bevölkerung fördern. Dies könnte durch finanzielle Unterstützung für betroffene Familien, den Ausbau von Beratungsangeboten oder die Förderung von Freizeitaktivitäten geschehen.
Fazit: Eine neue Dimension der Pandemie
Die Erkenntnisse der Studie der Medizinischen Universität Graz eröffnen eine neue Perspektive auf die COVID-19-Pandemie. Sie zeigen, dass wir nicht nur gegen ein Virus, sondern auch gegen die unsichtbare Bedrohung des chronischen Stresses kämpfen müssen. Die Integration von Stressmanagement in die Behandlung von COVID-19 könnte der Schlüssel sein, um die Langzeitfolgen der Pandemie zu minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.