Ein Vierteljahrhundert im Zeichen des Wandels
Es war der 6. November 2000, als eine Gruppe engagierter Aktivisten in Wien den Grundstein für eine Bewegung legte, die seither nicht nur Österreich, sondern die ganze Welt beeinflusst hat. Attac Österreich, ein Teil des globalen Netzwerks, das sich kritisch mit den Folgen der Globalisierung auseinandersetzt, feiert morgen sein 25-jähriges Bestehen. Doch was hat diese Organisation in einem Vierteljahrhundert erreicht, und warum ist sie heute nötiger denn je?
Was ist Attac?
Attac steht für „Association pour une taxation des transactions financières et pour l’action citoyenne“, was auf Deutsch so viel wie „Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen und für aktives zivilgesellschaftliches Handeln“ bedeutet. Die Organisation wurde ursprünglich in Frankreich gegründet, um gegen die negativen Auswirkungen der neoliberalen Globalisierung zu kämpfen. In Österreich hat sich Attac schnell zu einer wichtigen Stimme in der Zivilgesellschaft entwickelt und zählt heute über 12.000 Unterstützer.
Globale Krisen und die Rolle von Attac
Die Welt steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen: Klimawandel, soziale Ungleichheit und die Konzentration von Reichtum und Macht in den Händen weniger. Lena Gerdes, Geschäftsführerin von Attac Österreich, betont: „Das Engagement von Attac ist nötiger denn je. Die globalen Krisen spitzen sich weiter zu.“
Attac setzt sich für eine demokratische, sozialökologische Gestaltung der globalen Wirtschaft ein. Ein zentraler Ansatzpunkt ist die Kritik an der Profit- und Wachstumslogik, die laut Gerdes „geopolitische Spannungen schürt und die soziale Ungleichheit vertieft“.
Historischer Hintergrund
Seit der Gründung im Jahr 2000 hat Attac zahlreiche Kampagnen und Initiativen gestartet, um auf Missstände aufmerksam zu machen und Lösungen zu bieten. Eine der bekanntesten Forderungen ist die Tobin-Steuer, eine Steuer auf Finanztransaktionen, die helfen soll, spekulative Geschäfte zu reduzieren und die Finanzmärkte zu stabilisieren.
- 2001: Erste große Mobilisierung gegen das GATS-Abkommen der WTO
- 2008: Aktive Rolle in der Kritik an den Rettungspaketen für Banken während der Finanzkrise
- 2015: Kampagnen gegen TTIP und CETA, die umstrittenen Freihandelsabkommen
Die Macht der Konzerne und politische Verflechtungen
Ein zentrales Anliegen von Attac ist die demokratische Kontrolle über die Wirtschaft. In der Pressemitteilung von Attac wird deutlich, dass „Veränderungen viel zu oft an der Macht von Konzernen und ihren engen Verflechtungen mit politischen Eliten scheitern“.
Ein Beispiel hierfür ist die Diskussion um die Paralleljustiz für Konzerne, bekannt als ISDS (Investor-State Dispute Settlement). Diese Mechanismen erlauben es Unternehmen, Staaten vor internationalen Schiedsgerichten zu verklagen, wenn sie ihre Gewinne durch Regulierungen bedroht sehen. Attac hat maßgeblich dazu beigetragen, dieses Thema in den öffentlichen Diskurs zu bringen.
Ein Vergleich mit anderen Ländern
Während Attac in Österreich stark auf die Mobilisierung der Zivilgesellschaft setzt, gibt es in anderen Ländern unterschiedliche Ansätze. In Frankreich, dem Ursprungsland von Attac, liegt ein starker Fokus auf der Besteuerung von Finanztransaktionen. In Deutschland hingegen wird vermehrt auf Bildungsarbeit gesetzt, um die Bevölkerung über die Folgen der neoliberalen Politik aufzuklären.
Konkrete Auswirkungen auf die Bürger
Die Arbeit von Attac hat direkte Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Durch die Aufklärung und Mobilisierung gegen Freihandelsabkommen wie TTIP und CETA wurden viele Bürger auf die möglichen negativen Folgen solcher Abkommen aufmerksam gemacht. Dies führte zu einer breiten gesellschaftlichen Debatte und letztlich zur Ablehnung von TTIP.
Ein weiteres Beispiel ist die Kampagne für eine demokratische Energieversorgung, die sich gegen die Monopolstellung großer Energiekonzerne richtet. Diese Kampagne hat dazu beigetragen, dass erneuerbare Energien in Österreich stärker gefördert werden und Bürgergenossenschaften zur Energieproduktion entstehen.
Expertenmeinungen
Max Hollweg von Attac erklärt: „Mehr Waffen schaffen keine Sicherheit – sie schaffen neue Krisen. Daher ist es dringend nötig, der Aufrüstungslogik und dem militärischen Tunnelblick entgegenzutreten.“ Diese Aussage unterstreicht die Notwendigkeit, alternative Ansätze zur Konfliktlösung zu finden, die nicht auf Militarisierung setzen.
Zukunftsausblick
Mit Blick auf die nächsten 25 Jahre plant Attac Österreich, seine Bemühungen zu intensivieren. Eine neue Kampagne gegen das Wettrüsten und den Einfluss der Rüstungskonzerne steht bereits in den Startlöchern. Ziel ist es, internationale Spannungen abzubauen und Ressourcen für soziale und ökologische Projekte freizusetzen.
Attac wird weiterhin gegen die neoliberale Globalisierung kämpfen und sich für eine solidarische Wirtschaft einsetzen, die auf Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit basiert. „Wir müssen mit der Profit- und Wachstumslogik brechen“, sagt Gerdes, „und eine Wirtschaft gestalten, die dem Wohl aller dient.“
Ein solcher Wandel erfordert nicht nur politischen Willen, sondern auch die aktive Beteiligung der Bürger. Attac Österreich wird auch in Zukunft versuchen, Menschen zu mobilisieren und zu motivieren, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen.
Fazit
Attac Österreich hat in den letzten 25 Jahren bewiesen, dass eine engagierte Zivilgesellschaft einen Unterschied machen kann. Trotz der Herausforderungen, die vor uns liegen, bleibt die Organisation ein wichtiger Akteur im Kampf für soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit. Die nächsten Jahre versprechen spannend zu werden, und Attac Österreich wird mit Sicherheit eine führende Rolle in der Gestaltung einer besseren Zukunft spielen.