Geheime Kirche im Kommunismus: Der verborgene Kampf ums Überleben

Redaktion

22. September 2025

Ein düsteres Kapitel der Geschichte

Am 23. September 2025 wird auf ORF 2 eine Dokumentation ausgestrahlt, die ein lange verborgenes Kapitel der Geschichte beleuchtet: Die geheime Kirche im Kommunismus. Der Film von Fritz Kalteis, Teil der Reihe „kreuz und quer“, zeigt die mutigen Taten von Christinnen und Christen, die in der Tschechoslowakei unter der kommunistischen Herrschaft ihren Glauben im Untergrund lebten und dafür ihr Leben riskierten.

Der Beginn der Unterdrückung

Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1948, übernahmen die Kommunisten die Macht in der Tschechoslowakei. Ein zentraler Bestandteil ihrer Herrschaft war die aggressive Verfolgung der katholischen Kirche. Kirchliche Schulen und Krankenhäuser wurden geschlossen, Klöster aufgelöst und Geistliche inhaftiert oder gar getötet. Die Kirche, einst ein mächtiger gesellschaftlicher Akteur, wurde auf ein Minimum reduziert und mit regimetreuen Geistlichen besetzt.

Der geheime Widerstand

Trotz dieser Unterdrückung formierte sich im Untergrund eine Widerstandsbewegung. Bischöfe weihten im Geheimen Nachfolger, die im Falle ihrer Verhaftung oder Ermordung die Arbeit fortsetzen sollten. Diese Geheimbischöfe wiederum weihten zahlreiche Geheimpriester. Eine dieser bemerkenswerten Persönlichkeiten war Ludmila Javorová, die als einzige Frau öffentlich zu ihrem Priestertum stand.

Gefahr und Mut: Die Geschichten der Geheimbischöfe

Felix Maria Davídek, ein Geheimbischof aus Brünn, weihte mehrere Frauen zu Priesterinnen – ein revolutionärer Akt in einer Zeit, in der Frauen in der katholischen Kirche keine solchen Rollen einnahmen. Peter Žaloudek, ein weiterer Geheimpriester, organisierte den Schmuggel von religiöser Literatur von Polen in die Tschechoslowakei. Trotz der ständigen Gefahr und der realen Möglichkeit der Verhaftung oder des Todes, setzten sie ihre Arbeit fort.

  • Der Priester Přemysl Coufal wurde aufgrund seiner Verbindungen zum Vatikan ermordet.
  • Drei von Žaloudeks Kameraden wurden 1983 gefasst und verbrachten ein Jahr im Gefängnis.

Die Rolle Österreichs

Österreich spielte eine wichtige Rolle in der Unterstützung der Untergrundkirche. Der Wiener Erzbischof Kardinal Franz König war ein entscheidender Unterstützer und half, die Verbindungen zwischen der Tschechoslowakei und dem Vatikan aufrechtzuerhalten. Diese Verbindungen waren entscheidend für die Aufrechterhaltung des Glaubens und der moralischen Unterstützung der Gläubigen im Untergrund.

Der Fall des Kommunismus und die Enttäuschung

Mit dem Fall des Kommunismus 1989 hofften viele Geheimpriester, in die offizielle Kirche integriert zu werden. Doch der Vatikan erkannte viele der im Untergrund gespendeten Weihen nicht an. Diese Entscheidung hinterließ viele der ehemaligen Geheimpriester enttäuscht und ohne die Anerkennung, die sie sich erhofft hatten.

Gabriel Kožuch, heute Stadtpfarrer von Neusiedl am See, erinnert sich an seinen Vater, der als geheimer Priester tätig war. Trotz seiner Verdienste wurde ihm nach dem Ende des Kommunismus die Möglichkeit verwehrt, offiziell als Priester tätig zu werden.

Die Zukunft der Kirche im post-kommunistischen Europa

Die Dokumentation wirft auch einen Blick auf die Zukunft der Kirche in den post-kommunistischen Ländern. Die Herausforderungen sind vielfältig: Die Kirche muss sich neu definieren und ihre Rolle in einer sich schnell verändernden Gesellschaft finden. Die Anerkennung der Geheimpriester bleibt ein umstrittenes Thema, das viele Gläubige und Kirchenvertreter weiterhin beschäftigt.

Expertenmeinungen

Paul Zulehner, ein bekannter Theologe, betont die Wichtigkeit der Anerkennung der Geheimpriester: „Diese Männer und Frauen haben ihr Leben für den Glauben riskiert. Es ist an der Zeit, dass die Kirche ihnen die Anerkennung gibt, die sie verdienen.“

Die Dokumentation von Fritz Kalteis und der anschließende Film von Anita Lackenberger über die Verfolgung der Jesuiten in Tirol unter den Nationalsozialisten werfen ein Schlaglicht auf die oft vergessenen Kapitel der Kirchengeschichte. Beide Filme zeigen den Mut und die Entschlossenheit derer, die für ihren Glauben kämpften, auch wenn dies bedeutete, im Untergrund zu arbeiten oder ihr Leben zu opfern.

Ein Blick in die Vergangenheit und die Zukunft

Die Geschichten der Untergrundkirche im Kommunismus sind nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern auch eine Mahnung für die Zukunft. Sie erinnern uns daran, dass der Glaube, egal unter welchen Umständen, immer eine Quelle der Stärke und Inspiration sein kann. Die Dokumentation von Kalteis ist ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur und ein Appell an die Kirche, die Leistungen dieser mutigen Männer und Frauen anzuerkennen.

Die Austrahlung am 23. September 2025 bietet den Zuschauern die Möglichkeit, sich mit einem weniger bekannten, aber umso wichtigeren Teil der Geschichte auseinanderzusetzen. Es ist eine Gelegenheit, die Vergangenheit zu reflektieren und Lehren für die Zukunft zu ziehen.