Europas Wissenschaft in Gefahr: Freiheit oder Untergang?

Redaktion

9. September 2025

Ein alarmierender Gedenktag: Bildung unter Beschuss

Am 9. September wird der Internationale Tag zum Schutz der Bildung vor Angriffen begangen – ein Gedenktag, der in diesem Jahr von besonderer Bedeutung ist. Der Anlass: Der aktuelle Academic Freedom Index zeigt, dass in 34 Ländern die Wissenschaftsfreiheit in den letzten zehn Jahren drastisch zurückgegangen ist. Besonders alarmierend ist, dass selbst etablierte Demokratien wie Österreich und Deutschland nicht verschont bleiben. Doch was bedeutet das konkret für die Bürger und die Zukunft Europas?

Was ist der Academic Freedom Index?

Der Academic Freedom Index ist ein Indikator, der die Freiheit der Wissenschaft in verschiedenen Ländern bewertet. Er berücksichtigt Faktoren wie die Autonomie von Universitäten, die Freiheit der Forschung und die Möglichkeit, kritische Fächer zu studieren. Ein Rückgang in diesem Index signalisiert, dass Wissenschaftler und Akademiker zunehmend unter Druck stehen, sei es durch politische Eingriffe oder finanzielle Kürzungen.

Autoritäre Tendenzen: Die Bedrohung aus dem Inneren

Besonders gefährlich wird es, wenn Parteien mit autoritären Tendenzen Regierungsverantwortung übernehmen. Hochschulen spüren dann den Druck: weniger Autonomie, Kürzung von Forschungsgeldern und unliebsame Fächer im Visier. Diese Entwicklung ist nicht nur ein Angriff auf die Bildung, sondern auf die gesamte Gesellschaft. Denn wenn Universitäten verstummen, verliert auch die Gesellschaft an Stimme.

Die Rolle der CEU: Ein leuchtendes Beispiel

Die Central European University (CEU) kennt diese Gefahr aus eigener Erfahrung. 2019 wurde die Universität aus Budapest vertrieben und fand in Wien eine neue Heimat. Trotz eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs, das das ungarische Gesetz „Lex CEU“ für unionsrechtswidrig erklärte, blieb der Schaden bestehen. Heute zeigt die CEU, wie Widerstand und Erneuerung aussehen können, etwa mit der „Invisible University for Ukraine“, die ukrainischen Studierenden trotz Krieg Zugang zu kritischem Diskurs verschafft.

Historische Parallelen: Ein Blick zurück

Die Bedrohung der Wissenschaftsfreiheit ist kein neues Phänomen. Bereits in der Vergangenheit wurden Universitäten als erste Bastionen der Freiheit angegriffen, wenn autoritäre Regime an die Macht kamen. Ein prominentes Beispiel ist die Bücherverbrennung im nationalsozialistischen Deutschland, bei der unliebsame Werke aus den Regalen entfernt wurden, um die Kontrolle über den öffentlichen Diskurs zu erlangen.

Vergleich mit anderen Ländern: Ein globales Problem

Nicht nur in Europa, sondern weltweit ist die Wissenschaftsfreiheit unter Druck. In den USA beispielsweise sind politische Eingriffe in die Bildung keine Seltenheit. In Asien und Afrika sehen sich Akademiker oft mit Zensur und Repression konfrontiert. Diese globalen Trends zeigen, dass der Kampf um die Wissenschaftsfreiheit ein gemeinsames Anliegen der internationalen Gemeinschaft sein muss.

Die Auswirkungen auf den Bürger

Doch was bedeutet das alles für den normalen Bürger? Wenn die Wissenschaftsfreiheit eingeschränkt wird, verlieren Gesellschaften die Fähigkeit, Erkenntnisse über sich selbst zu erlangen und autoritären Entwicklungen zu widerstehen. Dies kann zu einer Verarmung des öffentlichen Diskurses führen und letztlich die Demokratie gefährden.

Expertenmeinungen: Was sagen die Fachleute?

Carsten Q. Schneider, neuer Interimsrektor der CEU, warnt: „Es geht nicht um Inhalte, sondern um die Freiheit, Wissen zu erzeugen. Wenn Universitäten eingeschränkt werden, verlieren Gesellschaften die Fähigkeit, Erkenntnisse über sich selbst zu erlangen und autoritären Entwicklungen zu widerstehen.“ Diese Worte unterstreichen die Dringlichkeit, mit der Europa handeln muss.

Zukunftsausblick: Was muss getan werden?

Die Lehren aus dem Academic Freedom Index sind eindeutig: Selbstzufriedenheit ist gefährlich. Erosion passiert oft schleichend, bis Debattenräume enger werden und kritische Stimmen verstummen. Nötig sind europaweit klare Schutzmechanismen, verlässliche Finanzierung und internationale Allianzen wie CIVICA. Der Verbund führender europäischer Universitäten setzt sich für gemeinsame Standards der Autonomie ein und verleiht Universitäten eine stärkere Stimme gegenüber politischen Eingriffen.

Europas Auftrag: Wissenschaftsfreiheit sichern

Europas Auftrag lautet: Wissenschaftsfreiheit sichern heißt Demokratie sichern. Nur durch einen gemeinsamen Einsatz für die Freiheit der Bildung kann Europa seine Rolle als Vorreiter für Demokratie und Menschenrechte bewahren. Die Zeit drängt, und es liegt an uns allen, die Stimme der Wissenschaft zu schützen und zu stärken.