Der Traum vom Eigenheim platzt: Eine bittere Realität in Oberösterreich
Der Wunsch, ein eigenes Zuhause zu besitzen, ist tief in der österreichischen Seele verwurzelt. Doch eine aktuelle Erhebung der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK), veröffentlicht am 25. Juni 2025, zeigt ein alarmierendes Bild: Der Traum vom Eigenheim ist für viele Oberösterreicher kaum mehr als eine unerreichbare Illusion.
Die erschreckenden Zahlen des AK Wohnzufriedenheitsindex
Die repräsentative Umfrage, die im Mai 2025 durchgeführt wurde, offenbart schockierende Details. Acht von zehn unselbstständig Beschäftigten in Oberösterreich träumen von einem eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung. Doch die Realität sieht anders aus: Über die Hälfte der Befragten, genau 52 Prozent, kann sich diesen Traum nicht leisten. Besonders dramatisch ist die Situation für die jüngere Generation. Ganze 71 Prozent der unter 30-Jährigen sehen sich außerstande, den Schritt ins Eigenheim zu wagen.
„Die hohen Kosten für den Bau, die Kreditzinsen und die Preise für Bauland sind schlichtweg unerschwinglich“, erklärt Martin Oppenauer, Sozialforscher beim Institut für empirische Sozialforschung (IFES), der die Studie leitete.
Warum es in Oberösterreich so schwierig ist, Eigentum zu erwerben
Die Herausforderungen sind vielfältig und betreffen sowohl städtische als auch ländliche Gebiete. In städtischen Regionen sind die Grundstückspreise oft astronomisch, während in ländlichen Gegenden der geförderte Wohnbau nicht im notwendigen Ausmaß vorhanden ist.
„Die Nachfrage nach leistbarem Wohnraum übersteigt das Angebot bei weitem, insbesondere in ländlichen Gebieten“, erläutert Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich. „Es ist eine Krise, die sowohl sozial als auch wirtschaftlich tiefgreifende Auswirkungen hat.“
Historischer Kontext: Ein Blick in die Vergangenheit
Um die aktuelle Situation besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Geschichte. Österreich hat eine lange Tradition des sozialen Wohnbaus, die bis in die Zwischenkriegszeit zurückreicht. Damals wurde die Grundlage für das geschaffen, was heute als eine der größten Errungenschaften des österreichischen Sozialstaates gilt: leistbarer Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten.
Doch in den letzten Jahrzehnten sind die Herausforderungen gewachsen. Die Urbanisierung, steigende Baukosten und eine wachsende Bevölkerung haben den Druck auf den Wohnungsmarkt erhöht. Diese Trends sind nicht nur in Oberösterreich, sondern in ganz Österreich und vielen Teilen Europas zu beobachten.
Die konkreten Auswirkungen auf die Bürger
Für viele Oberösterreicher bedeutet die aktuelle Situation, dass sie gezwungen sind, Kompromisse einzugehen. Anstatt in einem eigenen Haus zu wohnen, müssen sie sich mit Mietwohnungen begnügen, oft in weniger attraktiven Lagen oder mit schlechterer Ausstattung.
„Die Belastung durch hohe Mieten und unzureichende Wohnbedingungen wirkt sich negativ auf die Lebensqualität aus“, sagt Oppenauer. „Viele Menschen sind gezwungen, einen Großteil ihres Einkommens für Wohnkosten auszugeben, was ihre finanzielle Freiheit erheblich einschränkt.“
Vergleich mit anderen Bundesländern
Oberösterreich ist nicht das einzige Bundesland, das mit diesen Problemen kämpft. In Wien, wo der Wohnungsmarkt traditionell angespannt ist, sind ähnliche Trends zu beobachten. Allerdings hat die Bundeshauptstadt mit ihrer langen Tradition im sozialen Wohnbau einen gewissen Vorteil. Mehr als die Hälfte der Wiener lebt in geförderten Wohnungen, was den Druck auf den freien Wohnungsmarkt erheblich lindert.
Steiermark und Niederösterreich stehen ebenfalls vor großen Herausforderungen, insbesondere in den Ballungsräumen rund um Graz und St. Pölten, wo die Nachfrage nach Wohnraum stetig steigt.
Was getan werden muss: Forderungen der Arbeiterkammer
Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat klare Vorstellungen, wie die Situation verbessert werden kann. Sie fordert eine deutliche Erhöhung der Wohnbauförderung. „Es ist unerlässlich, dass Förder- und Finanzierungsprogramme vor allem kleinen und mittleren Einkommen zugutekommen“, betont Stangl.
Ein weiterer Vorschlag der AK ist die Verbesserung der Rechtsstellung von Kreditnehmern. Derzeit können Hypothekarkredite im vollen Umfang fällig gestellt werden, wenn auch nur eine einzige Rate nicht gezahlt wird. Diese Praxis setzt viele Familien einem enormen Risiko aus.
„Ein Wohnbonus in Höhe von 800 Euro in Form einer jährlichen, negativsteuerfähigen Steuergutschrift könnte die steigenden Wohnkosten für Eigenheimbesitzer zumindest teilweise kompensieren“, schlägt Stangl vor.
Zukunftsausblick: Was bringt die Zukunft?
Die kommenden Jahre werden entscheidend sein. Die demografischen Entwicklungen, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die politischen Entscheidungen werden darüber bestimmen, wie sich der Wohnungsmarkt in Oberösterreich entwickelt.
„Es braucht eine koordinierte Anstrengung aller Beteiligten, von der Politik über die Wirtschaft bis hin zu den sozialen Partnern, um nachhaltige Lösungen zu finden“, so Oppenauer.
Die Arbeiterkammer bleibt optimistisch und kämpferisch. „Wir werden nicht ruhen, bis leistbares Wohnen für alle Oberösterreicher Realität wird“, verspricht Stangl.
Es bleibt zu hoffen, dass diese Vision Wirklichkeit wird und der Traum vom Eigenheim nicht für immer unerreichbar bleibt.